Fremdenfeindliche und neurechte Verlage auf der Einkaufsliste von ONLEIHE M-V

Zur Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage „Anschaffungen in den öffentlichen kommunalen Bibliotheken“ (Drs. 7/3302) erklärt die kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Eva-Maria Kröger:

„Die Antwort der Landesregierung offenbart, dass auch in Mecklenburg-Vorpommern Publikationen von Verlagen aus dem rechten und verschwörungstheoretischen Spektrum von der öffentlichen Hand erworben wurden - zumindest beim ONLEIHE-Angebot. Neben Neuerwerbungen aus dem Leopold-Stocker-Verlag waren auch Titel aus dem Finanzbuchverlag-Verlag und dem Europa-Verlag auf der Liste zu finden, die fremdenfeindliche Ressentiments bedienen und demokratiefeindlich argumentieren. Das ist besorgniserregend. Rechtspopulistische und unwissenschaftliche Verlage haben in öffentlichen Bibliotheken nichts zu suchen. Die Landesregierung muss hier die beschaffenden Stellen mehr sensibilisieren und auf das Problem pseudowissenschaftlicher, verschwörungstheoretischer und neurechter Literatur aufmerksam machen.

Es ist außerdem erstaunlich, wie wenig auskunftsfähig die Landesregierung ist, wenn es um die kommunalen Bibliotheken geht. Zumindest zu Neuanschaffungen kann sie keine Zahlen vorlegen. Weder bei Print, noch bei elektronischen Medien weiß sie Bescheid. Da sind andere Landesregierungen wesentlich informierter und sachkundiger.“

 

Hintergrund: Die aufgeführten Verlage sind bereits einschlägig in Erscheinung getreten.

Der Europa-Verlag verlegt Autoren, die in der „Bibliothek des Konservativismus“ oder dem „Institut für Staatspolitik“ referieren oder veröffentlichen und hat Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Raymond Unger oder Ingrid Freimuth im Angebot, die rechtspopulistische Themen bedienen und – wie im Falle Freimuths – von Medien wie „PI-News“ oder „Tichys Einblick“ als der „neue Sarrazin“ gefeiert werden.

Im Finanzbuchverlag ist Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ so wie z.B. das Buch „Die Quotenfalle - Warum Quotenregelungen in die Irre führen“, einem Sammelband mit Beiträgen von Frauenhassern, Rassisten, Homosexuellenhassern und/oder Personen mit Verbindungen ins rechte bzw. rechtsextreme Spektrum erschienen. Zu den verlegten Autoren gehören zum Beispiel der rassistische Kinderbuchautor Bernhard Lassahn und der sich offen frauenverachtend äußernde Arne Hoffmann. Phillip Plickert, Moderator für die Allgemeine Deutsche Burschenschaft und Herausgeber von „Merkel. Eine kritische Bilanz“, hat in seinem Buch ebenfalls einschlägig bekannten Autoren aus den Reihen organisierter Abtreibungsgegner, bekennender Rassisten (zuzüglich Unterzeichner der rassistischen Erklärung 2018, initiiert von der rechten Publizistin Vera Lengsfeld) und Referenten für Organisationen, die den sog. „neuen“ Rechten zugeordnet werden können sowie Autoren für rassistische Blogs und rechte Magazine zu Wort kommen lassen.

Im Bereich Zeitgeschichte und Politik brachte und bringt der Leopold Stocker Verlag u.a. Bücher von zahlreichen Autoren aus dem rechtsextremen Spektrum heraus, z.B. von Andreas Mölzer, der gegen "Umvolkung", "Schmelztiegeln verschiedenster Rassen" und "Landnahmen fremder Völker" agitierte. Auch Friedrich Romig, der als umtriebiger Antisemit in der rechtsextremen Publizistik bekannt ist, David Irving, der den Holocaust als eine "Legende" und Auschwitz als eine "Attrappe" bezeichnet, Fritz Becker, Autor der neonazistischen "Huttenbriefe", Wolf Hess - Sohn von Rudolf Hess -, der ebenfalls in rechtsextremen Kreisen aktiv ist (mit dem Buch: "Rudolf Hess: Ich bereue nichts") wurden beim Leopold Stocker Verlag publiziert.

Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt hat eine Große Anfrage der Linksfraktion im Landtag zum Thema Bibliotheken sehr umfassend beantwortet und detailliert zu den öffentlichen kommunalen Bibliotheken Auskunft gegeben (Landtag SA, Drs. 7/3064).